Wir Fans des Grasshopper Club Zürich haben uns nun schon seit mehreren Jahren damit abgefunden, dass es in naher Zukunft keine Titel oder sonstige grössere Erfolge zu feiern gibt. Nach dem letzten Meistertitel im Jahr 2003 reihte sich Saison an Saison mit vielen Wechseln in der Vereinsführung, mal etwas besseren oder schlechteren Platzierungen. So wirklich um den Abstieg kämpfen musste der GCZ nie, die Differenz zu einem Abstiegsplatz war Ende Saison jeweils ausreichend. Auch konnte der GCZ im Gegensatz zu anderen Vereinen die finanziellen Turbulenzen etwas abwenden obschon die Voraussetzungen ohne Stadion und mit zwei Proficlubs in Zürich sicher nicht einfacher sind.

Sportliche “Entwicklung”

In der Trainerfrage konnte seit 2009/10 erstmal seit langem etwas Kontinuität hinein gebracht werden. Die erste Saison unter Sforza machte wirklich Freude! Nach einer sehr durchzogenen Vorrunde, bei der der Wille des Teams aber ersichtlich war wurde in der Rückrunde ein richtiges Feuerwerk gezündet. Der GCZ war nach Basel die zweitstärkste Mannschaft in der Rückrunde und arbeitete sich aus dem Keller hoch auf Rang 3. Und was besonders viel Freude machte: Zum Saisonende wurden der FCB wie auch der FCZ mit einem 4:0 aus dem Letzigrund geschickt!

In der Saison darauf 2010/11 musste der GCZ eine ähnliche Hinrunde erleiden wie das Jahr zuvor. In der Rückrunde aber wurde das Feuerwerk erst viel später gezündet, was dann nur noch dazu reichte, eine beruhigende Differenz zwischen Schlussrang 7 und den Abstiegsregionen zu schlagen. Aber eben, nach einer Aussprache in der Rückrunde bei Runde 11 von 18, als man wieder auf den letzten Platz geriet, konnten in den letzten 6 Runden sage und schreibe 16 Punkte gewonnen werden. Eine Traumquote! Es ging also erneut ein Ruck durch die Mannschaft bzw. der Knoten ging auf.

Diese Saison sind wir immer noch unter Sforza zwar genau gleich platziert und auch etwa mit gleich vielen Punkten wie letzte Saison zu dieser Zeit. Jedoch war der Wert der Vorrunde etwas besser als die Saisons zuvor, sprich der Rückrundenstart war ein absolutes Desaster und entgegen den letzten Saisons ist auf keiner Ebene ein Wille ersichtlich dies zu ändern. Es scheint, als hätte der Abstiegsdruck, der durch den Konkurs von Xamax und den Punkteabzug von Sion entfallen ist, der Einstellung des Teams massiv geschadet. Es ist während den Spielen kein Wille ersichtlich zu kämpfen, geschweige denn Fussball zu spielen. Die einzigen die es Leid sind, sich dies weiter tatenlos anzuschauen sind die Fans.

Nun, wo passierten aber diese Saison die grössten Verfehlungen?

Einerseits wurde mit Emeghara der einzige Stürmer der Tore schoss verkauft. In der Winterpause aber kaufte man keinen Stürmer, nein man lässt nun torimpotente Mittelfeldakteure stürmen. Stattdessen wurde aber Johann Vogel als Spieler reaktiviert und zur Stabilisierung des defensiven Mittelfeldes installiert. Die fussballerische Grundidee klingt hier vernünftig. Was ein Vogel im falschen Nest aber anstellen kann, hat man bereits schon in der Nationalmannschaft gesehen. Dort war dieser Mann einer der Hauptakteure bezüglich Klimaverseuchung und erst nach einer Grundreinigung zog die Mannschaft wieder an einem Strick. Beim GCZ hat sich der Vogel nun selber wieder zurückgezogen – ein vernünftiger Entscheid, die Fans danken es dir!

Aber: Der Rücktritt Vogels alleine nützt diese Saison wohl nicht um wieder einen Knoten zu lösen, diesmal muss auch Sforza gehen. Es schein ihm nicht zu gelingen, die Spieler zu motivieren, sich endlich mal wieder den Arsch aufzureissen für Blau-Weiss, die Mannschaft wirkt dermassen konzept- und ideenlos wie noch nie. Der Cup Viertelfinal war die Chance mit Einsatz und Wille etwas zu erreichen. Jedoch hatte der FC Luzern doppelt so viel Wille, war drei Mal so schnell und tausend Mal besser organisiert. Nur Spalier stehen wäre noch krasser gewesen.

Das Hauptproblem ist nun, das der GCZ eine eklatante Führungsschwäche hat. Sie haben den Nulltoleranz-Pyro-Plauderer und sonst schweigenden VR-Präsidenten Roland Leutwiler, ein absoluter Fremdkörper im Fussballgeschäft, der im Verlaufe dieses Jahres sowieso geht. Eine Frisurdiva namens Alain Sutter, der zweifelsfrei mal gut Fussball spielte aber nur ein Schönredner und sicher kein VR-Vizepräsident eines Fussball-Spitenvereines ist, da mit Null Führungsqualitäten ausgestattet. Dann gibt es einen ebenfalls tatenlos zuschauenden Marcel Meier der sich CEO schimpft.

Ein weiteres Problem ist wohl, dass eine Entlassung des Trainers den Verein Geld kosten würde, so wartet man lieber bis Herr Sforza selbst hinschmeisst. Das tut er aber nicht (wäre ja finanzieller Blödsinn), zudem wäre er als Trainer gescheitert und dies obwohl er riesige Ambitionen hat: “Der ehemalige Schweizer Weltklassefußballer Ciriaco Sforza gehört unbestritten zu den ambitioniertesten Trainern seiner Generation in Europa. Mit seiner fußballerischen Kompetenz und den soft-skills einer starken Führungspersönlichkeit geht der Aargauer mit italienischen Wurzeln große Herausforderungen an.” (Zitat: ciriaco-sforza.de)

Nun bei all diesen personellen Schwierigkeiten gibt es natürlich auch noch den absoluten Entwicklungstöter:

DAS STADION – Ein Leidensweg der am 1. September 2007 begonnen hat und so schnell kein Ende nehmen wird, obwohl sich jeder GC Fan nichts lieber wünschen würde als das. Welcher GC Fan möchte schon im Letzigrund Fussball schauen? In einem Stadion, gebaut für Weltklasse Zürich, einen Leichtathletik Event, in welchem nur Stimmung aufkommt wenn es voll ist?

Die Weltstadt Zürich, die Metropole der Schweiz schlechthin, bringt es nicht zustande für zwei Profivereine ein Fussballstadion zu bauen. Andere Städte haben da weniger Probleme: Basel, Bern, Genf, Thun, Luzern, Neuenburg. Sion und Lausanne haben zumindest noch ihr Fussballstadion, mit dem es sich leben lässt. GC und der FCZ aber stehen vor einer Ruine oder aber sie gründen einen Leichtathletik Club. Ach ja: Auch Aarau, Winterthur und Bellinzona planen neue Stadien – wetten diese sind vor Zürich fertig?

Schlusswort

Sehr gerne würde ich meine Gedanken nun mit einem Hoffnungsschimmer beenden. Zurzeit sehe ich aber diesen nicht. Ich hoffe daher ich habe im Sommer wieder Anlass zur Hoffnung. Mein Wunsch: Eine GC Führung mit extremer GC Verbundenheit und tiefgreifenden Kontakten in der Region Zürich, ein Sportchef mit Fussballsachverstand, ein Trainer mit einem gewissen Leistungsausweis, Stürmer die Tore schiessen können, einen Offensivspieler Typ Richard Nuñez, einen Goalie wie wir ihn mit Yann Sommer hatten, Boris Smiljanic in Rente, einen oder gar mehrere Spieler mit einem GC Herz wie es Ricci Cabanas hat, dessen Karriere leider zu Ende ist.